Adipositas, umgangssprachlich auch als Fettleibigkeit bezeichnet, hat sich in den letzten Jahrzehnten weltweit zu einer der häufigsten und zugleich schwerwiegendsten chronischen Erkrankungen entwickelt. Längst ist klar, dass es sich hierbei nicht um ein rein kosmetisches Problem oder eine Charakterschwäche handelt, sondern um eine komplexe medizinische Herausforderung mit weitreichenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Dieser Artikel beleuchtet Adipositas in all seinen Facetten, von der Definition über die vielfältigen Ursachen und gravierenden Gesundheitsrisiken bis hin zu den modernen Diagnose-, Therapie- und Präventionsstrategien. Ziel ist es, ein tiefgreifendes Verständnis für diese Erkrankung zu schaffen und Betroffenen sowie Interessierten fundierte Informationen an die Hand zu geben.
Definition: Mehr als nur ein paar Kilos zu viel
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Adipositas als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. Der am häufigsten verwendete Indikator zur Klassifizierung von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen ist der Body-Mass-Index (BMI). Er berechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat (kg/m²).
- Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 kg/m² gilt als Normalgewicht.
- Ein BMI zwischen 25 und 29,9 kg/m² wird als Übergewicht (Präadipositas) eingestuft.
- Von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30 kg/m².
Die Adipositas wird weiter in verschiedene Schweregrade unterteilt:
- Adipositas Grad I: BMI 30 – 34,9 kg/m²
- Adipositas Grad II: BMI 35 – 39,9 kg/m²
- Adipositas Grad III (auch Adipositas permagna oder morbide Adipositas genannt): BMI ≥ 40 kg/m²

Obwohl der BMI ein einfach zu erhebender und weit verbreiteter Parameter ist, hat er auch seine Grenzen. Er unterscheidet beispielsweise nicht zwischen Muskel- und Fettmasse. Ein sehr muskulöser Mensch kann daher einen hohen BMI haben, ohne adipös zu sein. Zudem spielen Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit eine Rolle bei der Bewertung des BMI. Aussagekräftiger wird die Diagnose, wenn zusätzlich die Fettverteilung im Körper berücksichtigt wird. Hier ist vor allem der Taillenumfang ein wichtiger Indikator. Ein erhöhter Taillenumfang (bei Frauen > 88 cm, bei Männern > 102 cm) weist auf eine vermehrte Ansammlung von viszeralem Fett (Bauchfett) hin. Dieses Fett ist besonders stoffwechselaktiv und steht in engem Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Man spricht hier von der „Apfelform“ (abdominale Adipositas) im Gegensatz zur „Birnenform“ (Fettansammlung an Hüften und Oberschenkeln), die als weniger gesundheitsschädlich gilt.
Die vielfältigen Ursachen von Adipositas
Die Entstehung von Adipositas ist in den seltensten Fällen auf eine einzige Ursache zurückzuführen. Vielmehr handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen, bei dem genetische Prädispositionen, Lebensstilfaktoren, psychologische Aspekte sowie sozioökonomische und umweltbedingte Einflüsse komplex zusammenspielen.
Genetische Veranlagung: Das Erbe der Gene
Die genetische Komponente spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Studien haben gezeigt, dass die Veranlagung zu Adipositas zu einem gewissen Grad vererbbar ist. Bestimmte Genvarianten können den Grundumsatz, das Hunger- und Sättigungsgefühl oder die Neigung zur Fettspeicherung beeinflussen. So gibt es beispielsweise Gene, die an der Regulation des Appetithormons Leptin oder des Melanocortin-4-Rezeptors (MC4R) beteiligt sind. Störungen in diesen Systemen können zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme und somit zur Gewichtszunahme führen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine genetische Veranlagung nicht zwangsläufig zu Adipositas führen muss. Sie erhöht lediglich die Anfälligkeit, wenn ungünstige Lebensstilfaktoren hinzukommen.
Lebensstilfaktoren: Ernährung und Bewegung im Fokus
Der moderne Lebensstil in den Industrienationen ist einer der Haupttreiber der Adipositas-Epidemie. Eine dauerhaft positive Energiebilanz – also eine höhere Energiezufuhr als der Energieverbrauch – führt unweigerlich zur Gewichtszunahme. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
- Ernährung: Die ständige Verfügbarkeit hochkalorischer, stark verarbeiteter Lebensmittel, die reich an Fett, Zucker und Salz sind, bei gleichzeitig geringem Anteil an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, fördert die übermäßige Kalorienaufnahme. Auch der Konsum von zuckergesüßten Getränken trägt erheblich zur Energiebilanz bei. Hinzu kommen oft zu große Portionsgrößen und ein unregelmäßiges Essverhalten.
- Bewegungsmangel: Ein Großteil der Bevölkerung bewegt sich sowohl im Berufsalltag als auch in der Freizeit zu wenig. Viele Tätigkeiten werden im Sitzen ausgeführt, und der Weg zur Arbeit wird oft mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Auch die Freizeitgestaltung ist häufig von sitzenden Aktivitäten wie Fernsehen oder Computernutzung geprägt. Dieser Mangel an körperlicher Aktivität senkt den Energieverbrauch und begünstigt die Gewichtszunahme.
Psychologische Aspekte: Wenn die Seele mitisst
Psychische Faktoren können sowohl Ursache als auch Folge von Adipositas sein. Stress, Frustration, Langeweile, Einsamkeit, Depressionen oder Angststörungen können zu einem veränderten Essverhalten führen, dem sogenannten „emotionalen Essen“. Nahrungsmittel, insbesondere süße oder fettreiche, dienen dann oft als Trostspender oder zur Spannungsregulation. Essstörungen wie die Binge-Eating-Störung, bei der es zu unkontrollierten Essanfällen kommt, können ebenfalls zu starkem Übergewicht führen. Umgekehrt kann Adipositas das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und psychische Probleme verstärken, was einen Teufelskreis entstehen lässt.
Sozioökonomische und umweltbedingte Einflüsse
Auch das soziale und wirtschaftliche Umfeld hat einen Einfluss auf das Risiko, an Adipositas zu erkranken. Menschen mit niedrigerem sozioökonomischem Status haben oft einen schlechteren Zugang zu gesunden Lebensmitteln, die tendenziell teurer sind als stark verarbeitete Produkte. Zudem leben sie häufiger in Umgebungen, die weniger zu körperlicher Aktivität einladen (z.B. Mangel an sicheren Grünflächen, Spielplätzen oder Fahrradwegen). Auch Bildungsgrad und das Wissen über gesunde Ernährung spielen eine Rolle. Aggressives Marketing für ungesunde Lebensmittel, insbesondere für Kinder, trägt ebenfalls zur Problematik bei.
Weitere mögliche Ursachen
In selteneren Fällen können auch andere Faktoren zur Entstehung von Adipositas beitragen:
- Endokrine Erkrankungen: Bestimmte hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder das Cushing-Syndrom können den Stoffwechsel verlangsamen und zu einer Gewichtszunahme führen.
- Medikamente: Einige Medikamente, darunter bestimmte Antidepressiva, Neuroleptika, Kortisonpräparate oder Antidiabetika, können als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme verursachen.
- Schlafmangel: Chronischer Schlafmangel kann die Hormone, die Appetit und Sättigung regulieren (Ghrelin und Leptin), aus dem Gleichgewicht bringen und Heißhungerattacken fördern.
- Veränderungen des Darmmikrobioms: Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Zusammensetzung der Darmflora einen Einfluss auf den Stoffwechsel und die Energieverwertung haben könnte. Eine ungünstige Bakterienzusammensetzung könnte die Entstehung von Adipositas begünstigen.
- Schwangerschaft: Eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, die nach der Geburt nicht wieder abgebaut wird, kann zu einer langfristigen Adipositas führen.
Gesundheitliche Folgen: Eine schwere Last für den Körper
Adipositas ist weit mehr als ein ästhetisches Problem; sie ist ein gravierender Risikofaktor für eine Vielzahl von Begleit- und Folgeerkrankungen, die die Lebensqualität erheblich einschränken und die Lebenserwartung verkürzen können.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das Herz-Kreislauf-System wird durch überschüssiges Körperfett stark belastet. Zu den häufigsten Folgen gehören Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhte Blutfettwerte (Dyslipidämie) mit zu hohem LDL-Cholesterin und zu niedrigen HDL-Cholesterinwerten sowie eine beschleunigte Arterienverkalkung (Atherosklerose). Dies erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) signifikant.
Typ-2-Diabetes Mellitus
Adipositas ist der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Typ-2-Diabetes. Überschüssiges Fettgewebe, insbesondere das viszerale Bauchfett, setzt Substanzen frei, die zu einer Insulinresistenz führen. Das bedeutet, dass die Körperzellen immer schlechter auf das Hormon Insulin ansprechen, das für die Aufnahme von Zucker aus dem Blut zuständig ist. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel an.
Atemwegserkrankungen
Das zusätzliche Gewicht kann die Lungenfunktion beeinträchtigen und zu Atemproblemen führen. Häufig ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, bei dem es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern kommt. Dies führt zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Asthma kann durch Adipositas verschlimmert werden.
Erkrankungen des Bewegungsapparates
Die Gelenke, insbesondere Knie, Hüften und die Wirbelsäule, werden durch das erhöhte Körpergewicht stark belastet. Dies führt zu vorzeitigem Gelenkverschleiß (Arthrose) und chronischen Schmerzen. Auch das Risiko für Bandscheibenvorfälle und Rückenschmerzen ist erhöht.
Erhöhtes Krebsrisiko
Adipositas steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten. Dazu gehören unter anderem Darmkrebs, Brustkrebs (nach den Wechseljahren), Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom), Nierenkrebs, Speiseröhrenkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt, aber chronische Entzündungsprozesse, hormonelle Veränderungen und Wachstumsfaktoren scheinen eine Rolle zu spielen.
Psychische und soziale Auswirkungen
Neben den körperlichen Beschwerden leiden viele adipöse Menschen unter psychischen Problemen wie Depressionen, Angststörungen und einem geringen Selbstwertgefühl. Sie sind häufig Vorurteilen, Stigmatisierung und Diskriminierung im Alltag, im Berufsleben und sogar im Gesundheitswesen ausgesetzt. Dies kann zu sozialem Rückzug und einer weiteren Verschlechterung der Lebensqualität führen.
Weitere Komplikationen
Die Liste der möglichen Folgeerkrankungen ist lang. Dazu zählen auch die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), die bis zur Leberzirrhose fortschreiten kann, Gallensteine, Gicht, Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen und Männern sowie ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt.
Diagnose von Adipositas: Der Weg zur Erkenntnis
Die Diagnose von Adipositas beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese, in der der Arzt nach Essgewohnheiten, körperlicher Aktivität, familiärer Vorbelastung, bestehenden Erkrankungen und Medikamenteneinnahme fragt. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung mit Messung von Körpergröße und -gewicht zur Berechnung des BMI sowie die Messung des Taillenumfangs. Auch der Blutdruck wird kontrolliert.
Blutuntersuchungen geben Aufschluss über mögliche Begleiterkrankungen oder Ursachen der Adipositas. Dazu gehören die Bestimmung der Blutzuckerwerte (Nüchternblutzucker, HbA1c), der Blutfettwerte (Cholesterin, Triglyceride), der Leberwerte und der Schilddrüsenhormone. Je nach Befund können weitere spezifische Untersuchungen notwendig sein, beispielsweise ein oraler Glukosetoleranztest zum Ausschluss eines Diabetes oder eine Untersuchung im Schlaflabor bei Verdacht auf Schlafapnoe.
Behandlungsmöglichkeiten: Den Teufelskreis durchbrechen
Die Behandlung von Adipositas ist ein langfristiger Prozess und erfordert einen multimodalen Ansatz, der auf die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände des Patienten zugeschnitten ist. Das primäre Ziel ist nicht nur die Gewichtsreduktion, sondern auch die Verbesserung der Begleiterkrankungen und die Steigerung der Lebensqualität.
Basistherapie: Ernährung, Bewegung, Verhalten
Die Grundlage jeder Adipositas-Therapie bildet eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Steigerung der körperlichen Aktivität und Verhaltenstherapie.
- Ernährungsumstellung: Eine dauerhafte Ernährungsumstellung hin zu einer ausgewogenen, kalorienreduzierten Mischkost ist entscheidend. Es geht nicht um kurzfristige Crash-Diäten, sondern um das Erlernen eines gesunden Essverhaltens. Empfohlen wird eine Reduktion der täglichen Kalorienzufuhr um etwa 500-800 kcal. Der Fokus sollte auf vollwertigen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten liegen. Eine professionelle Ernährungsberatung kann hier wertvolle Unterstützung bieten.
- Steigerung der körperlichen Aktivität: Regelmäßige Bewegung ist unerlässlich, um den Energieverbrauch zu erhöhen, Muskelmasse aufzubauen und die körperliche Fitness zu verbessern. Empfohlen werden mindestens 150 Minuten moderate Ausdaueraktivität pro Woche, ergänzt durch muskelkräftigende Übungen. Wichtig ist, eine Aktivität zu finden, die Spaß macht und sich gut in den Alltag integrieren lässt.
- Verhaltenstherapie: Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, ungünstige Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Essen und Bewegung zu erkennen und zu verändern. Dazu gehören das Setzen realistischer Ziele, Selbstbeobachtung (z.B. Führen eines Ernährungs- und Bewegungstagebuchs), Stressmanagementtechniken und der Umgang mit emotionalem Essen.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Behandlung kann in Betracht gezogen werden, wenn durch die Basistherapie keine ausreichende Gewichtsreduktion erzielt wird und ein BMI von ≥ 30 kg/m² oder ein BMI von ≥ 28 kg/m² mit gewichtsbedingten Begleiterkrankungen vorliegt. Die verfügbaren Medikamente wirken auf unterschiedliche Weise, z.B. durch Appetithemmung im Gehirn, Reduktion der Fettaufnahme im Darm oder Beeinflussung des Sättigungsgefühls. Eine medikamentöse Therapie sollte immer unter ärztlicher Aufsicht und in Kombination mit der Basistherapie erfolgen.
Chirurgische Eingriffe (Bariatrische Chirurgie)
Für Patienten mit schwerer Adipositas (BMI ≥ 40 kg/m² oder BMI ≥ 35 kg/m² mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen), bei denen alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft wurden, kann eine bariatrische Operation eine wirksame Option sein. Gängige Verfahren sind beispielsweise der Magenbypass oder die Schlauchmagenbildung. Diese Eingriffe führen zu einer deutlichen und meist langfristigen Gewichtsreduktion und können Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2 oft verbessern oder sogar heilen. Eine Operation ist jedoch mit Risiken verbunden und erfordert eine lebenslange Nachsorge und Anpassung des Lebensstils.
Prävention: Adipositas vorbeugen – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Angesichts der steigenden Prävalenz und der schwerwiegenden Folgen von Adipositas kommt der Prävention eine immense Bedeutung zu. Vorbeugende Maßnahmen sollten so früh wie möglich ansetzen, idealerweise bereits im Kindes- und Jugendalter. Es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die das Engagement von Einzelpersonen, Familien, Schulen, Arbeitsplätzen und der Politik erfordert.
Zu den wichtigsten Präventionsstrategien gehören die Förderung eines gesunden Lebensstils durch Aufklärung über ausgewogene Ernährung und die Bedeutung von regelmäßiger Bewegung. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine gesunde Wahl erleichtern, z.B. durch ein verbessertes Angebot an gesunden Lebensmitteln in Kantinen und Schulen, die Schaffung sicherer und attraktiver Bewegungsräume sowie die Regulierung von Werbung für ungesunde Lebensmittel, insbesondere für Kinder. Auch die Früherkennung von Risikofaktoren und die frühzeitige Intervention bei beginnendem Übergewicht sind entscheidend.
Adipositas bei Kindern und Jugendlichen: Ein wachsendes Problem
Die Zunahme von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist besonders besorgniserregend, da hier oft schon die Weichen für eine lebenslange Erkrankung und deren Folgen gestellt werden. Adipöse Kinder haben ein hohes Risiko, auch im Erwachsenenalter adipös zu bleiben und frühzeitig an Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck zu leiden. Die Behandlung erfordert meist einen familienbasierten Ansatz, der Eltern und Kinder gleichermaßen einbezieht. Präventive Maßnahmen in Kitas, Schulen und im kommunalen Umfeld sind von großer Wichtigkeit.
Leben mit Adipositas: Stigmatisierung und der Weg zu mehr Akzeptanz
Menschen mit Adipositas sehen sich häufig mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Die falsche Annahme, Adipositas sei ausschließlich selbstverschuldet und ein Zeichen von Willensschwäche, ist weit verbreitet. Diese Stigmatisierung kann zu erheblichem psychischem Leid führen und Betroffene davon abhalten, Hilfe zu suchen. Es ist wichtig, Adipositas als das anzuerkennen, was sie ist: eine ernstzunehmende chronische Erkrankung. Ein empathischer und unterstützender Umgang sowie ein Fokus auf Gesundheit statt auf das reine Körpergewicht sind entscheidend für eine erfolgreiche Bewältigung und für die Schaffung einer akzeptierenden Gesellschaft.
Fazit: Ein komplexes Thema mit Handlungsbedarf
Adipositas ist eine komplexe, multifaktorielle chronische Erkrankung mit erheblichen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Ihre Entstehung ist das Ergebnis eines Zusammenspiels von genetischen, biologischen, psychologischen, sozialen und umweltbedingten Faktoren. Die Behandlung erfordert einen umfassenden und individualisierten Ansatz, der neben der Gewichtsreduktion auch die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduktion von Begleiterkrankungen zum Ziel hat. Entscheidend sind jedoch auch verstärkte Anstrengungen in der Prävention, um der weiteren Ausbreitung dieser Volkskrankheit entgegenzuwirken. Ein tieferes Verständnis für die Komplexität der Adipositas und ein Abbau von Stigmatisierung sind notwendig, um Betroffenen effektiv helfen zu können und eine gesündere Zukunft für alle zu gestalten.