Wie viele Planeten gibt es wirklich? Die überraschende Antwort von unserem Sonnensystem bis zu den Exoplaneten

Fragt man ein Kind, wie viele Planeten es gibt, kommt die Antwort oft wie aus der Pistole geschossen: Neun! Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Ein einfacher Merksatz half uns allen in der Schule: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.“ Doch diese Antwort, die für Generationen in Stein gemeißelt schien, ist heute nicht mehr korrekt. Die Frage „Wie viele Planeten gibt es?“ ist überraschend komplex geworden und entführt uns auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Astronomie, die Tiefen unseres Sonnensystems und weit darüber hinaus zu fernen Sternen.

Die kurze, offizielle Antwort lautet: In unserem Sonnensystem gibt es acht Planeten. Doch das ist nur der Anfang einer viel größeren und spannenderen Geschichte. Um zu verstehen, warum Pluto seinen Status verlor und warum die Zahl der bekannten Planeten im Universum täglich wächst, müssen wir einen genaueren Blick auf die Definition eines Planeten werfen und die Weiten des Kosmos erkunden.

Unsere kosmische Nachbarschaft: Die acht offiziellen Planeten

Seit 2006 besteht unser Sonnensystem offiziell aus acht Planeten. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen: die inneren Gesteinsplaneten und die äußeren Gasriesen. Lassen Sie uns unsere direkten kosmischen Nachbarn kurz vorstellen:

Wie viele Planeten gibt es wirklich? Die überraschende Antwort von unserem Sonnensystem bis zu den Exoplaneten
  • Merkur: Der kleinste Planet und der sonnennächste. Ein Tag auf dem Merkur dauert länger als sein ganzes Jahr! Seine Oberfläche ist von Kratern übersät und erinnert an unseren Mond.
  • Venus: Oft als „Schwesterplanet“ der Erde bezeichnet, ist sie eine wahre Hölle. Eine dichte Atmosphäre aus Kohlendioxid sorgt für einen extremen Treibhauseffekt mit Oberflächentemperaturen, bei denen Blei schmelzen würde.
  • Erde: Unsere Heimat. Der einzige uns bekannte Ort im Universum, an dem es flüssiges Wasser auf der Oberfläche und komplexes Leben gibt. Ein fragiles Juwel im riesigen Ozean des Weltalls.
  • Mars: Der „Rote Planet“. Seine rostige Farbe verdankt er Eisenoxid. Obwohl er heute kalt und trocken ist, gibt es viele Hinweise darauf, dass er einst Flüsse, Seen und vielleicht sogar einen Ozean besaß. Die Suche nach vergangenem oder gegenwärtigem Leben auf dem Mars treibt die Forschung an.
  • Jupiter: Der unangefochtene König unseres Sonnensystems. Ein gewaltiger Gasriese, der mehr als doppelt so viel Masse hat wie alle anderen Planeten zusammen. Sein berühmtes Merkmal ist der Große Rote Fleck, ein gigantischer Wirbelsturm, der größer ist als die Erde.
  • Saturn: Der Herr der Ringe. Saturn ist berühmt für sein atemberaubendes Ringsystem, das hauptsächlich aus unzähligen Eis- und Gesteinspartikeln besteht. Er ist der Planet mit der geringsten Dichte – er würde in einem ausreichend großen Ozean schwimmen.
  • Uranus: Der gekippte Eisriese. Uranus ist eine Besonderheit, denn er rotiert auf der Seite liegend, vermutlich das Ergebnis einer gewaltigen Kollision in seiner fernen Vergangenheit.
  • Neptun: Der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Ein stürmischer und eiskalter Ort mit den schnellsten Winden im Sonnensystem, die Geschwindigkeiten von über 2.000 Kilometern pro Stunde erreichen können.

Die Akte Pluto: Warum ein Planet degradiert wurde

Für über 75 Jahre, von seiner Entdeckung 1930 bis 2006, war Pluto der neunte und äußerste Planet. Warum hat er diesen Status verloren? Die Geschichte ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Wissenschaft funktioniert: Neues Wissen führt zu neuen Klassifikationen.

In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren begannen Astronomen, dank besserer Teleskope, immer mehr Objekte jenseits der Neptunbahn zu entdecken. Diese Region, bekannt als der Kuipergürtel, entpuppte sich als eine Art kosmischer Schrottplatz, gefüllt mit eisigen Körpern, die Überbleibsel aus der Entstehung des Sonnensystems sind. Einige dieser neu entdeckten Objekte waren fast so groß wie Pluto. Die entscheidende Entdeckung kam 2005 mit Eris. Eris ist zwar etwas kleiner als Pluto, aber massereicher. Die Astronomen standen vor einer Wahl: Sollten sie Eris als zehnten Planeten anerkennen? Und was ist mit all den anderen großen Objekten, die sicher noch entdeckt würden? Hätten wir bald 20 oder 50 Planeten?

Die Internationale Astronomische Union (IAU), die für die Benennung und Klassifizierung von Himmelskörpern zuständig ist, sah sich gezwungen, erstmals eine wissenschaftliche Definition für das Wort „Planet“ festzulegen. Im August 2006 wurde nach hitzigen Debatten eine Resolution verabschiedet. Ein Himmelskörper in unserem Sonnensystem muss demnach drei Kriterien erfüllen, um als Planet zu gelten:

  1. Er muss die Sonne umkreisen.
  2. Er muss genügend Masse haben, um durch seine eigene Schwerkraft eine annähernd runde Form (hydrostatisches Gleichgewicht) zu bilden.
  3. Er muss seine Umlaufbahn von anderen Objekten „gesäubert“ haben.

Pluto erfüllt die ersten beiden Kriterien ohne Probleme. Er umkreist die Sonne und ist rund. Das dritte Kriterium wurde ihm jedoch zum Verhängnis. „Seine Umlaufbahn säubern“ bedeutet, dass ein Planet das gravitativ dominante Objekt in seiner Bahn ist. Er hat entweder alle anderen größeren Objekte in seiner Nähe aufgesammelt, sie aus seiner Bahn geworfen oder sie zu seinen Monden gemacht. Pluto teilt seine Umlaufbahn jedoch mit unzähligen anderen Objekten im Kuipergürtel und hat nicht annähernd genug Masse, um diese Zone zu dominieren. Tatsächlich macht er nur einen winzigen Bruchteil der Gesamtmasse in seiner Umlaufbahn aus. Aus diesem Grund wurde Pluto in die neu geschaffene Kategorie der Zwergplaneten eingestuft.

Willkommen in der Familie der Zwergplaneten

Pluto ist also kein Planet mehr, aber er ist auch nicht allein. Die Kategorie der Zwergplaneten umfasst Himmelskörper, die die ersten beiden Kriterien der Planetendefinition erfüllen – sie umkreisen die Sonne und sind rund –, aber ihre Umlaufbahn nicht gesäubert haben. Aktuell erkennt die IAU fünf Zwergplaneten an:

  • Ceres: Das größte Objekt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Ceres war tatsächlich der erste entdeckte Asteroid und wurde im 19. Jahrhundert für einige Jahrzehnte sogar als Planet angesehen.
  • Pluto: Der berühmteste Zwergplanet im Kuipergürtel.
  • Haumea: Ein seltsames, eiförmiges Objekt im Kuipergürtel, das extrem schnell rotiert.
  • Makemake: Ein weiteres großes und helles Objekt im Kuipergürtel.
  • Eris: Der Zwergplanet, der die Debatte um Pluto auslöste und sich ebenfalls im Kuipergürtel befindet.

Astronomen vermuten, dass es noch Dutzende, wenn nicht Hunderte weitere Zwergplaneten im Kuipergürtel und darüber hinaus gibt, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Jenseits unseres Horizonts: Die unzählige Welt der Exoplaneten

Wenn wir die Frage „Wie viele Planeten gibt es?“ auf das gesamte Universum ausweiten, wird die Antwort wahrhaft astronomisch. Jahrzehntelang waren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, sogenannte Exoplaneten, reine Spekulation. Doch 1995 wurde der erste Exoplanet entdeckt, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist: 51 Pegasi b.

Diese Entdeckung löste eine Revolution in der Astronomie aus. Missionen wie das Weltraumteleskop Kepler und sein Nachfolger TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) haben den Himmel systematisch nach winzigen Helligkeitsschwankungen von Sternen abgesucht. Diese Schwankungen treten auf, wenn ein Planet aus unserer Sicht vor seinem Stern vorbeizieht (die sogenannte Transitmethode). Diese und andere Methoden haben eine wahre Flut an Entdeckungen ausgelöst.

Stand heute (und diese Zahl veraltet schnell) haben Astronomen über 5.500 Exoplaneten bestätigt. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt Tausende weitere Kandidaten, die auf ihre Bestätigung warten. Die Daten legen nahe, dass Planeten im Universum nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Statistisch gesehen scheint fast jeder Stern am Nachthimmel von mindestens einem Planeten umkreist zu werden.

Unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, enthält Schätzungen zufolge zwischen 100 und 400 Milliarden Sterne. Wenn jeder davon nur einen Planeten hätte, gäbe es Hunderte von Milliarden Planeten allein in unserer Galaxie. Viele Astronomen halten sogar Zahlen im Bereich von Billionen für realistisch, da viele Sterne mehrere Planeten besitzen, so wie unsere Sonne.

Eine Menagerie fremder Welten

Die Vielfalt der entdeckten Exoplaneten übersteigt alles, was wir uns früher hätten vorstellen können. Es gibt:

  • Heiße Jupiter: Gasriesen, die größer als Jupiter sind, aber ihren Stern auf einer extrem engen Umlaufbahn umkreisen, oft in nur wenigen Tagen. Ihre Oberflächen sind glühend heiß.
  • Super-Erden: Gesteinsplaneten, die größer und massereicher sind als die Erde, aber kleiner als Neptun. Wir wissen nicht, ob sie eher wie eine größere Erde oder ein kleinerer Gasplanet sind.
  • Mini-Neptune: Planeten, die kleiner als Neptun, aber größer als die Erde sind. Sie haben wahrscheinlich dichte Atmosphären aus Wasserstoff und Helium. Interessanterweise gibt es diesen Planetentyp in unserem Sonnensystem nicht.
  • Ozeanwelten: Planeten, die vollständig von einem tiefen, globalen Ozean bedeckt sein könnten.
  • Lava-Welten: Gesteinsplaneten, die so nah an ihrem Stern kreisen, dass ihre Oberfläche ein geschmolzener Ozean aus Magma ist.

Die aufregendste Suche gilt natürlich Planeten, die der Erde ähneln. Astronomen suchen nach erdgroßen Gesteinsplaneten innerhalb der sogenannten bewohnbaren Zone. Das ist der Bereich um einen Stern, in dem die Temperaturen genau richtig sind, damit flüssiges Wasser auf der Oberfläche existieren kann – eine entscheidende Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Schätzungen zufolge könnte es allein in unserer Milchstraße zig Milliarden solcher potenziell bewohnbarer Planeten geben.

Fazit: Eine Frage, zwei Antworten

Kehren wir also zu unserer Ausgangsfrage zurück: Wie viele Planeten gibt es? Die Antwort hängt ganz davon ab, was Sie meinen.

In unserem Sonnensystem gibt es acht Planeten. Diese Zahl ist durch eine klare wissenschaftliche Definition festgelegt und wird sich wahrscheinlich nicht so schnell wieder ändern.

Im Universum ist die Zahl der Planeten jedoch unvorstellbar groß und wächst mit jeder neuen Entdeckung. Wir sprechen von Tausenden bestätigten Exoplaneten, aber wahrscheinlich Billionen allein in unserer Galaxie. Und da es im beobachtbaren Universum etwa zwei Billionen Galaxien gibt, ist die Gesamtzahl der Planeten schlichtweg atemberaubend und entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Es gibt wahrscheinlich mehr Planeten im Universum als Sandkörner an allen Stränden der Erde.

Die Degradierung von Pluto war also kein Verlust, sondern ein Gewinn. Sie zwang uns, unsere Definitionen zu schärfen und unseren Blick zu weiten – von unserer direkten Nachbarschaft hinaus in die unendlichen Weiten des Kosmos, wo eine unzählige Vielfalt an Welten darauf wartet, von uns entdeckt zu werden.

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